Tormented Souls im Test (PS5) Review • Controller Warriors (2024)

Klassischer Survival-Horror wie in den 90ern

Mit Tormented Souls möchte der Entwickler Dual Effect allen Fans des klassischen Survival-Horrors, wie wir ihn von Resident Evil, Silent Hill oder Alone in the Dark kennen, neues Futter bieten. Große Fußstapfen, die erstmal gefüllt werden müssen. Aber funktioniert ein Horrorspiel mit Puzzleelementen und für die heutige Zeit ungewohnt starren Kamerawinkeln im Jahr 2021 überhaupt noch? Ich habe die oben genannten Spiele damals geliebt und mir die erste PlayStation sogar hauptsächlich wegen Resident Evil gekauft. Meine Vorfreude auf Tormented Souls war dementsprechend groß und ich war gespannt, ob das Experiment gelingt und das Spiel ähnliche Begeisterung auslöst, wie damals das erste Third Person Survival-Horror Spiel Resident Evil. Im folgenden Test erfahrt ihr, wie sich Tormented Souls schlägt und ob sich der Kauf für 19,99€ lohnt oder man besser auf ein Angebot warten sollte.

Auf der Suche nach den mysteriösen Zwillingsschwestern

Die Protagonistin Caroline Walker erhält völlig überraschend einen Brief von einem ominösen John Doe aus dem Wildberger Hospital in Kanada. Als sie ihn öffnet findet sie darin ein seltsames Foto von zwei Mädchen, dass ihr wortwörtlich Kopfschmerzen bereitet. Auf der Rückseite steht "Glaubst du wirklich, dass du uns einfach hier sitzen lassen kannst?". Zwei Wochen später bricht sie mit ihrem Motorrad auf, um der Sache auf den Grund zu gehen, da sie seither schreckliche Alpträume plagen. Das Wildberger Hospital war früher ein Herrenhaus, das dann zu einem Hospital umgebaut wurde und mittlerweile verlassen zu sein scheint. Und auch wenn eigentlich alles an diesem Ort gruselig ist und wohl jeder vernünftige Mensch, der schon 1-2 Horrorfilme gesehen hat genau wissen müsste, dass es besser wäre sofort umzudrehen, siegt Carolines Neugier und sie betritt das Hospital. Eine ausgesprochen dumme Idee, wie sich schon sehr bald herausstellen wird... Den Rest der durchaus spannenden und fesselnden Geschichte erlebt ihr dann am Besten selbst.

Gameplay & Steuerung

Tormented Souls macht kein Geheimnis daraus, dass die großen Horrorspiel Klassiker der 90er hier als Inspiration und Vorbild dienten. Das Gameplay, die Rätsel, das Inventar, stark begrenzte Ressourcen und die optionale Tank-Steuerung lassen daran auch keinen Zweifel. Und spätestens wenn ihr zum ersten Mal euren Spielstand durch das Einlegen eines Tonbands speichert wird jedem Resident Evil Fan der ersten Stunde warm ums Herz. Auch das Herrenhaus und die festen Kamerawinkel erinnern mich auf wunderbare Weise an all die schaurig schönen Momente, die ich in meiner Jugend mit den Anfängen der Resident Evil Reihe hatte. Hinter jeder uneinsehbaren Ecke könnte eine tödliche Gefahr lauern. Doch leider ist die starre Kamera auch gleichzeitig mein größter Feind in den ca. 8-10 Spielstunden gewesen. Zum Einen ist es einfach ungewohnt, dass man die Kamera nicht drehen und und wirkt dadurch erstmal befremdlich. Wenn man sich daran gewöhnt hat, bleibt hier leider noch das Problem, dass die plötzlichen Wechsel zwischen den Kamerawinkeln die Orientierung stark behindern. Außerdem zwangen mich die oft ungünstigen Kamerawinkel an vielen Stellen dazu auf Gegner außerhalb meiner Sicht zu schießen. Man hört die Gegner zwar fast immer rechtzeitig und ist vorgewarnt aber wenn man nah genug ran kommt, um sie zu sehen, war es meist schwer sie ohne eigenen Schaden zu nehmen zu erledigen. Vorbeirennen ist auch schwierig, da man oft in engen Gängen unterwegs ist und der Platz nicht reicht. Die etwas dürftige Karte, die man unterwegs einsammeln kann, ist leider auch nicht optimal. Das fängt schon damit an, dass man sie immer umständlich im Inventar herauskramen muss und geht damit weiter, dass man nicht angezeigt bekommt, wo man selbst gerade ist. Hier hätte ich mir wenigstens eine Schnelltaste, wie das Touchpad gewünscht, mit der ich direkt die richtige Seite der Karte angezeigt bekomme. Wenigstens sind die Räume beschriftet und immer wenn man durch eine Tür geht wird der aktuelle Raum kurz als Text am Bildschirm gezeigt. Man schaltet nach und nach neue Wege sowie praktische Abkürzungen frei und erkundet so das riesige zweistöckige Herrenhaus inkl. Keller. Die zahlreichen und teilweise auch echt schweren Rätsel schicken Caroline mehrfach an alle möglichen Orte. Da Tormented Souls auf mehreren Zeitachsen spielt kommt hier noch ein zusätzlichen Rätselelement hinzu. Einige Puzzles sind nur lösbar, wenn man die Vergangenheit verändert. Beispielsweise lässt sich das Gefrierfach in der Vergangenheit nutzen, um damit in der Gegenwart etwas einzufrieren. Insbesondere diese Rätsel haben mir sehr gut gefallen. Die Hinweise der Schlüsselrätsel waren hingegen teilweise doch etwas kryptisch und erforderten einige Versuche. Die Ressourcen, wie Munition, Heilung und Tonbänder sind recht knapp bemessen aber reichen normalerweise grade so aus, um ein Stück weiter zu kommen. Aus heutiger Sicht sehr nervig ist das Fehlen von automatischen Speicherpunkten. Wenn man stirbt verliert man den kompletten Fortschritt, seit dem letzten Tonbandgerät und muss auch erstmal wieder überlegen, was als Nächstes zu tun ist. Dadurch lässt sich das Spiel auch nicht einfach jederzeit beenden, wenn zum Beispiel das Real Life ruft. Naja, früher hat man dann eben einfach die Konsole angelassen und heute kann man wenigstens in den Ruhezustand wechseln.

Die Steuerung funktioniert gut und nahezu problemlos. Mit der optional jederzeit über das D-Pad nutzbaren Tank-Steuerung konnte ich zwar beim besten Willen nicht mehr anfreunden aber es ist sicher ein nettes Feature für eingefleischte Nostalgiker. Es sind zwei Belegungen wählbar, wobei diese sich kaum unterscheiden. Für mich hat die Standardbelegung aber super gepasst. Lediglich die fehlende Schnelltaste für die Map würde ich hier wie bereits erwähnt bemängeln. Laut Controllerbelegung in den Optionen müsste man mit Quadrat rennen können und mit R3 die Lampe ein- und ausschalten. Beides hat bei mir nicht funktioniert. Keine Ahnung, ob das ein Bug der mir vorliegenden Version war oder ob diese Features es doch nicht ins Spiel geschafft haben. Jedenfalls sehr schade, denn das gibt Punktabzug. Beim Schießen gibt es eine Art Auto-Aim, das glücklicherweise auch meistens gut funktioniert, sogar wenn man selbst den Gegner nicht sieht. Kleiner Tipp falls euch mal die Munition ausgeht: Das Brecheisen kann auch als Waffe genutzt werden – was mir leider erst sehr spät im Spielverlauf klar wurde.

Grafik & Sound

Die Grafik ist wohl der Punkt in dem sich Tormented Souls am Meisten von den oben genannten Spielen der 90er unterscheidet. Aber da hat sich ja auch in den letzten 20 Jahren viel geändert und die jetzige Hardware erlaubt einfach viel mehr. Für ein Indiespiel von einem kleinen Entwicklerstudio sieht das Horrorspiel wirklich hervorragend aus. Die Umgebungen sind sehr detailreich und bieten genug Wiedererkennungswert, um sich trotz schlechter Karte und verwirrenden Kamerawinkeln relativ gut zurecht finden zu können. Alles ist sehr düster und atmosphärisch, zudem ist das Herrenhaus sehr schön und dezent beleuchtet. Die Dunkelheit wird zudem als Gameplayelement genutzt. Komplett dunkle Räume oder Gänge kann Caroline nicht lange betreten. Man hat zum Glück aber noch einige Sekunden Zeit um das Feuerzeug im Inventar heraus zu holen, bevor man dort andernfalls sterben würde. Eine zusätzliche Besonderheit ist, dass man mit Feuerzeug in der Hand keine Waffe tragen kann. Trifft man in dunkeln Bereichen auf einen Gegner, so ist man gezwungen die Umgebung nach einer Lichtquelle abzusuchen bevor man sich wehren kann. Das mag zwar in dem Moment ein wenig nerven aber erhöht die Spannung zugegebenermaßen ungemein. Untermalt wird das ohnehin schon gruselige Geschehen auf dem Bildschirm noch durch einen sehr düsteren Soundtrack und herrlich fiese Soundeffekte. Umso schöner die Erlösung, wenn man einen Raum mit einem Tonbandgerät betritt und dort von einem Wohlfühlsound freundlich begrüßt wird. Das kennt man noch nur zu gut von den Schreibmaschinen in Resident Evil. Es gibt zwar deutsche Untertitel, die Sprachausgabe ist allerdings nur auf Englisch. Die Sprecher sind ganz okay aber auch nicht herausragend. Ähnliches gilt leider auch für die deutsche Übersetzung, die teilweise fehlerhaft ist und an einigen für die Rätsel wichtigen Stellen sogar komplett fehlt. Bitte nachbessern!

Fazit

Tormented Souls ist eine liebevolle Hommage an das klassische Survival-Horror Genre. An einigen Stellen funktioniert das Rezeot der 90er noch immer gut, an anderen hätte ich mir dann doch ein paar Quality of Life Verbesserungen gewünscht. An die fest vorgegebenen Kamera musste ich mich zuerst gewöhnen. Durch die schnellen Wechsel der Perspektive ist das anfangs etwas verwirrend und ungewohnt, zudem erschwert es die Orientierung. Oft hätte ich mir gewünscht die Kamera manuell drehen zu können, um beispielsweise in Ecken zu schauen, die grade nicht oder nur schlecht einsehbar sind. Aber grade das macht ja auch den Horror bei dieser Art Spiel aus. Die Kamerawinkel sind aber oft so ungünstig gewählt, dass man einen wichtigen Weg schnell übersehen kann oder einfach keine Möglichkeit bekommt die angreifenden Gegner vernünftig zu sehen, um sie zu erschießen. Es ist ja eigentlich nicht Sinn der Sache, dass man sich blind auf Auto-Aim verlässt und die Monster off-screen wegballert. Die Karte ist nicht optimal und es hätten auch gerne noch ein paar Gegnervarianten mehr sein dürfen. Das gruselig und verwinkelte Herrenhaus, die kniffligen Rätsel, die detailreiche Grafik und der creepy Sound entschädigen aber für alle Mankos, die das Spiel hat. Die Puzzles sind wirklich clever und teilweise auch recht komplex und in den meisten Fällen angenehm knifflig aber doch logisch. Das gute Leveldesign und die zahlreichen Abkürzungen ersparen viele doppelten Laufwege beim Lösen der Rätsel. Die Geschichte erzählt sich zwar hauptsächlich durch herumliegende Zettel und Tagebucheinträge aber ich fand die Story spannend und fesselnd bis zum Schluss. Ein paar fiese kleine Jump Scares sowie insgesamt drei mögliche Enden runden das Spielerlebnis ab. Für 19,99€ bekommt man hier ein tolles old-school Horrorspiel mit Puzzleelementen. Wer einen actionreichen Zombieshooter sucht ist definitiv falsch, denn Munition ist knapp aber wenn ihr klassischen Survival-Horror liebt, dann kann ich euch Tormented Souls wirklich ans Herz legen. Schade, dass es keinen wählbaren Schwierigkeitsgrad oder Neues Spiel+ gibt, so hätte man auch unerfahrenen Spielern, sowie Hardcore Survival Fans eine noch bessere Spielerfahrung bieten können.

Pro

  • sehr detailsreiches Herrenhaus
  • spannende Story bis zum Schluss
  • knifflige aber (meist) logische Rätsel
  • extrem düstere Atmosphäre
  • gruselige Sounds

Contra

  • oft ungünstige Kamerawinkel
  • kein wählbarer Schwierigkeitsgrad
  • kein Autosave
  • Karte etwas umständlich gelöst

Wertung

Tormented Souls im Test (PS5) Review • Controller Warriors (6)

8.5 Sehr gut

Kaufempfehlung

80% Kaufempfehlung

80%Sehr empfehlenswert

Getestet wurde Tormented Souls auf PS5 von Tobias Creter. Das Spiel lag uns zum Zeitpunkt von unserem Test in Version 1.002.000 vor. Das Test Exemplar / der Review Code für Tormented Souls wurde uns von PQube Ltd kostenlos zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

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